WIE WERD ICH ENDLICH DIESEN SCH… SCHMERZ LOS!

04. Februar 2017

Feeurwerk

Schmerzen sind Signale unseres Körpers, verdichtete Informationen, die wir entweder aus schmerzhaften Körperbereichen oder über unsere Gefühlswelt empfangen.

Starke Schmerzen sind im Grunde dichtere Informationen, die uns um so dringlicher zeigen wollen, das etwas nicht stimmt. Dass heisst, je stärker der Schmerz, desto lauter empfangen wir das Signal aus unserem Körper, oder aus unserem Gefühlsspektrum.

Was machen wir mit diesen Informationen?

Für gewöhnlich versuchen wir, sie auf dem schnellsten Wege loszuwerden. Sie stören unseren Alltag, durchbrechen unsere Routine und damit unsere Sicherheit. Deswegen nehmen wir „Schmerzkiller“, gehen zum Arzt, Psychologen oder Heilpraktiker, um die Schmerzen weggemacht zu bekommen und verstehen das als Heilung.

Ist den Schmerz zu killen, oder abgenommen zu bekommen, wirklich Heilung?

Nein, nicht im Geringsten. Heilung kommt von heil sein, ganz sein und wenn Schmerzen da sind, bedeutet das, dass etwas nicht heil ist, das uns etwas in unserem jetzigen Leben fehlt.

Was fehlt uns?

Genau das will der Schmerz uns sagen, dafür bekommen wir die Informationen vom Körper, in Form von Schmerzen, um das direkt erfahren zu können.

DAS GEHEIMNIS VON HEILUNG LIEGT HINTER UNSEREM VERSTAND

Das größte Problem dabei ist unser Verstand. Der hat kein Interesse daran etwas zu erleben, was unangenehm und schmerzhaft ist, was man nur erfahren kann, wenn man seine Kontrolle loslässt. Unser Verstand will eine Lösung für das „Problem Schmerz“ und eine einfach schluckbare Pille, um so weitermachen zu können wie bisher – kontrolliert und sicher, ohne Schmerzen oder unangenehme Gefühle spüren zu müssen.

Das Geheimnis zur Heilung liegt hinter unserem Verstand. Wenn wir unseren Verstand davon überzeugen können, daß wir einen großen Nutzen davon bekommen, auf den Schmerz zu hören und die Kontrolle loszulassen, dann können wir durch den Schmerz lernen. Dann können wir durch den Schmerz über uns selbst hinauswachsen, zu unglaublich mehr Wohlgefühl gelangen und die Schmerzen wirklich an der Wurzel auflösen. Dafür müssen wir uns zuerst auf den Schmerz einlassen und uns mit ihm „bekannt machen“, indem wir sehr fokussiert in ihn hineinspüren.

Das klassische Beispiel mit dem die meisten Klienten zu mir kommen, sind Schulter-Nacken-Schmerzen, oft zusätzlich mit Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen.

JE MEHR SIE RICHTIG SEIN WOLLTE, UM SO MEHR FÜHLTE SIE SICH FALSCH

Vor einem knappen Jahr kam eine Klientin, mitte dreissig, zu mir. Ich nenne sie hier Marie. Sie kam wegen Schulter-Nacken-Schmerzen. Marie ist eine ungemein herzliche Frau, die natürlicherweise sehr mit ihren Gefühlen verbunden ist und als Kind ein riesiges Bedürfnis hatte, diese Gefühle bei ihren Eltern auszudrücken und damit verstanden und angenommen zu werden. Das war, wie ihr euch vielleicht schon denkt, leider nicht der Fall. Ihre Eltern waren von ihren eigenen Gefühlen weitestgehend abgetrennt und erwarteten, daß Marie ihre Aufgaben erfüllt und ein liebes Mädchen ist. Das sie gute Leistungen nach Hause bringt, also „normal“, gemäß dem Verhalten ihrer Eltern funktioniert. Das führte dazu, das Marie versucht hat, immer alles richtig zu machen, sich aber immer mehr nicht gesehen gefühlt hat. Gefühle, die nicht erwünscht waren, hatten keinen Raum und je mehr sie richtig sein wollte, umso mehr falsch fühlte sie sich.

In ihrer Jugend wurde sie magersüchtig und depressiv und hatte, als sie zu mir kam, schon viele Dinge versucht, um die Probleme in ihrem Leben aufzulösen. Akut brachten sie ihre Nackenschmerzen zu mir. In der ersten Sitzung zeigte ich ihr, wie sie den Schmerz erlauben, frei atmen und loslassen kann. Nach etwa 20 Minuten in dieser ersten Sitzung, erlaubte sie schon einen großen Teil ihrer Kontrolle loszulassen. Daraufhin durchfloß eine Riesenwelle an Energie ihren Körper, alles kribbelte, ihre Glieder zuckten, alle möglichen Gefühle die sie vorher unterdrückt hatte, wurden frei und fühlbar. Marie wurde so lebendig, wie sie sich noch nie gefühlt hatte. In dieser Sitzung hatte sie, mit meiner Unterstützung, diesen alten, frühkindlichen Glaubenssatz: „sie ist nicht richtig, wenn sie zuviele Gefühle zeigt“, losgelassen. Sie hatte ihrem Körper erlaubt, das zu fühlen und auszudrücken, was die ganze Zeit da sein wollte und was ihr Körper so dringend gebraucht hat, um sich wohl und kraftvoll zu fühlen.

Dieser Glaubenssatz war für ihren Körper quasi ein jahrzehntelanges, destruktives Training gewesen, bei dem sie gelernt hatte, sich mit aller Kraft zurückzuhalten, um für andere richtig zu sein. Dadurch hatte sich ihr Körper zusammengezogen, klein gemacht und war besonders im Schulter-Nackenbereich ganz starr geworden. Ähnlich einem Soldat, der möglichst starr, gerade und „richtig“ Haltung annimmt, hatte sie ihren Nacken und Kopf angespannt, um ja nichts Falsches zu machen, ja, um möglichst nicht mal etwas Falsches zu denken.

DURCH DEN ZUGANG ZU IHRER WUT KONNTE SIE KLARE GRENZEN SETZEN

Alle Sinne, besonders Augen und Ohren hatte sie dabei unglaublich angestrengt, um mitzukriegen was von ihr erwartet wird, wie sie für die anderen richtig sein soll.

Marie kam noch 10 weitere Male zu mir. Sie lernte Stück für Stück mehr, die Anstrengungen loszulassen und auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören. Sie lernte zu spüren, wie sie sich in ihrer jetzigen Lebenssituation wirklich verhalten will und dass sie sich selbst und ihr eigenes Wohlbefinden wichtig nehmen will. Dadurch lernte sie sich und ihren Nacken zu entspannen. Sie bekam Zugang zu ihrer Wut, welche sie seit ihrer Kindheit kaum gespürt, beziehungsweise als Magersucht gegen sich selbst gerichtet hatte und erlaubte auch, alle anderen Gefühle intensiver zu spüren.

Das führte dazu, daß sie auch ihrem Freund, den sie zu Beginn unserer Arbeit noch verlassen wollte, klare Grenzen setzen konnte. Sie kommunizierte nun klar ihre Bedürfnisse und nahm sich ihren eigenen Raum in der Beziehung. Dadurch konnte sie auch viel mehr Nähe zu ihrem Freund erlauben.

Mittlerweile geht Marie ohne Schmerzen durchs Leben, sie und ihr Freund sind zusammengezogen und haben ein Kind bekommen und sie versucht nicht mehr, es jedem recht zu machen. Sie kennt jetzt ihre eigenen Stärken und nimmt sich selbst wichtig und erlaubt sich immer mehr, sich mit allen ihren Gefühlen richtig und wohl zu fühlen.

An diesem Beispiel kann man sehr gut erkennen, wie wichtig es ist, uns auf unsere Schmerzen einzulassen und zu schauen, welche Botschaft sie für uns haben. Dann können wir Schmerzen als das begreifen, was sie in Wirklichkeit sind, nämlich Wachstumsimpulse, welche, wenn wir ihnen folgen, uns mehr zu uns selbst bringen, uns helfen unser Potential zu entfalten und uns dadurch erlauben, echte Heilung zu erfahren.